Der AFS - Test

Um eine eventuell vorliegende Legasthenie festzustellen, wird vor dem ersten Training ein ausführliches Anamnesegespräch durchgeführt, um die Vorgeschichte des Kindes und dessen soziales Umfeld kennen zu lernen. Anschließend findet ein umfassendes pädagogisches Computertestverfahren (der so genannte AFS-Test) statt. Dieses Testverfahren wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika mit Frau Dr. Astrid Kopp-Duller entwickelt (Präsidentin des Ersten Österreichischen Dachverbandes für Legasthenie).

 

Die Abkürzung AFS bezieht sich auf die drei Bereiche, die getestet werden:

 

A steht für Aufmerksamkeit,

 

F steht für Funktion (= Sinneswahrnehmungen),

 

S steht für Symptom (= Rechtschreib- und Grammatikfehler).

 

Der AFS-Test (kein Intelligenztest) überprüft eben diese drei Bereiche, die für das Erlernen der Schriftsprache notwendig sind. Legasthenie kann nur dann diagnostiziert werden, wenn die Testung ergibt, dass folgende drei Ausprägungen vorhanden sind:

  • Es liegt eine zeitweise Unaufmerksamkeit beim Lesen und Schreiben vor. D.h. beim direkten Antreffen auf Symbole (also Buchstaben) kann die Aufmerksamkeit nicht durchgehend beibehalten werden. Das heißt aber nicht, dass legasthene Kinder andere Tätigkeiten – wie das Legospielen – nicht ausdauernd über längere Zeit ausführen können. Beim Aufmerksamkeitstest wird geprüft wie konzentriert der Testkandidat während einer Zeit von ca. 15 Minuten ist. Es werden Übungen durchgeführt, die zeigen sollen, wie gut das Kind die Aufmerksamkeit im Bild- bzw. Symbolbereich halten kann.

 

Bsp.: Finde so schnell wie möglich die Symbole, die mit dem links Abgebildeten übereinstimmen.

Quelle: AFS-Computertest Handbuch
  • Es bestehen differenzierte Sinneswahrnehmungen, die für das Lesen und Schreiben nicht ausreichend ausgebildet sind. Genetisch bedingte Entwicklungsprozesse im Gehirn beeinflussen diese Sinneswahrnehmungen. Legasthenen Menschen  fällt es schwer, sich  mit Symbolen - wie Buchstaben - längerfristig ohne Probleme zu beschäftigen. Die Wahrnehmungen (auch sogenannte Teilleistungen und Funktionen) betreffen die Bereiche Optik, Akustik und Raumwahrnehmung. Bei den Sinneswahrnehmungen werden das Erkennen von Unterschieden auf visueller und auditiver Ebene, das Merken von optischen/akustischen Eindrücken, das Erkennen von Serien im Bild- und Lautbereich, das räumliche Vorstellungsvermögen und die Rechts-Links-Unterscheidung getestet.

Optische Differenzierung

Bsp.: Welches Bild stimmt mit dem fett eingerahmten Bild genau überein?

Quelle: AFS-Computertest Handbuch

Akustische Serialität

Bsp.: Klicke die Reihenfolge der gehörten Geräusche nach.

Quelle: AFS-Computertest Handbuch

Raumorientierung

Bsp.: Suche das Bild, das um 90° nach rechts gedreht ist.

Quelle: AFS-Computertest Handbuch

Körperschema

Bsp.: Suche nach den gefragten Körperteilen?

Quelle: AFS-Computertest Handbuch
  • Durch die differenzierten Sinneswahrnehmungen und der daraus resultierende Unaufmerksamkeit entstehen Wahrnehmungsfehler (besagte Symptome). Es handelt sich dabei um Fehler beim Lesen und Schreiben, die entstehen, wenn die Gedanken und das zur gleichen Zeit stattfindende Handeln nicht harmonieren. Oft handelt es sich dabei um „leichte“ Wörter, die sich das Kind auch mit viel Übung langfristig nicht merken kann. Eine Schrift- und Fehleranalyse der Schulhefte ist in diesem Zusammenhang unumgänglich. Um die individuellen Fehler analysieren zu können, ist es notwendig möglichst viele verschiedene Schriftproben des Kindes mitzubringen (korrigierte oder unkorrigierte).

Die Austestung dauert ca. 60 Minuten. Danach findet eine ausführliche Besprechung des Testergebnisses mit den Erziehungsberechtigten statt. Auf Basis des Testergebnisses, wird ein entsprechendes Gutachten erstellt. Es gibt Ihnen Auskunft darüber, in welchen Bereichen Teilleistungsschwächen bestehen.
Die durch den Test sichtbar gewordenen Schwachstellen bilden schließlich die Grundlage für ein individuelles Trainingsprogramm, das immer wieder neu auf Ihr Kind abgestimmt wird und den aktuellen Lernstoff berücksichtigen kann. Förderungen müssen intensiv über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, ansonsten können nicht die gewünschten Erfolge erzielt werden.

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Legasthenie4Kids - Brigitte Winkelbauer